Casamance

Kassumaye!


Im Süden des Senegals versteckt sich, vom Rest des Landes durch das winzige und sehr schmale Land Gambia abgetrennt, eine ganz besondere Region:
Die Casamance.

Ein mächtiger Fluss gleichen Namens mit unzähligen Nebenarmen und –ärmchen mäandert durch eine fast noch unberührte Natur voller Mangroven, kleinen Inseln und ausgedehnten Reisfeldern.
Weite bis zum Horizont, wohin das Auge blickt.
Dieser verschlafenen, verwunschenen Landschaft geben Hunderttausende von vereinzelt stehenden Palmen und Mangobäumen ihren unverwechselbaren Charakter. Dazwischen erstreckt sich mal ein Stück gelbgold leuchtender Savanne, ein Stückchen Busch, ursprünglich und naturbelassen oder die sanften heiligen Wälder..

Imposante Baumriesen überschatten die kleinen gepflegten Dörfer der Diola, einer der hier neben den Mandinkas ansässigen Ethnie. Für die Diola ist die Natur heilig und beseelt, dementsprechend umsichtig gehen sie mit ihr um.


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Im Zuge der Unabhängigkeitserklärung des Senegals im Jahre 1960, bei dem die Casamance dem neu entstandenen Staat zugeschlagen wurde, pochte die Casamance bereits auf ihre politische Autonomie und Selbstbestimmung.
Seit den achtziger Jahren haben sich diese Bestrebungen unter dem Namen „Casamance-Konflikt“ ausgeweitet. Über dreißig Jahr lang befand sich die Region in einem weniger blutigen, dafür die Bevölkerung zermürbenden und spaltenden Bürgerkrieg.
Seit 2012 gilt der Konflikt zwar nicht als beendet, doch als befriedet.

Die Casamance bietet mit ihren ganzjährigen Temperaturen von 18 bis 38 Grad ein angenehmes tropisches, meist sehr trockenes Klima. Die einzige Regenzeit von Juli bis September tränkt den Boden für den Reisanbau und füllt die Wasserspeicher des Bodens für den Rest des Jahres auf. Wasserrückhaltebecken gibt es nicht, ebenso keine Flüsse, die ganzjährig Süßwasser führen.
Der Casamance-Fluss als Lebensader dieser Region wird vor allem aus dem Meer gespeist, ist den Gezeiten unterworfen und führt dementsprechend Salzwasser.

Während der Norden des Senegals zur Sahelzone gehört und dementsprechend mit Wasserarmut und Verödung der Landschaft zu kämpfen hat, gilt die Casamance als der grüne Garten des Senegals, wachsen hier doch neben den riesigen Kapokbäumen, Konipalmen und senegalesischen Ölpalmen Tausende und Abertausende von Mangobäumen, aber auch Orangen- und Mandarinenbäume, dazu Papayas und Bananen.

Um die Dörfer der Diola herum erstrecken sich unzählige in winzige Parzellen getrennte Reisfelder, die noch immer traditionell von Hand umgegraben und bestellt werden.
Doch Reis ist mehr als nur Nahrungsgrundlage Nummer eins. Er ist untrennbar mit der Kultur und den Zeremonien der Diola verbunden.

Und noch eine Besonderheit hat dieser Landstrich zu bieten: Heilige Wälder. Das Volk der Diola gilt nicht nur als Bewahrer und Schützer der Natur, sondern auch der uralten Traditionen ihrer Vorfahren und deren Werte.
Dementsprechend werden alle jungen Männer eines Dorfes, egal, ob sie in Dakar geboren sind oder längst in Übersee leben, einmal in ihrem Leben in einer aufwendigen und meist wochenlang andauernden Zeremonie im Heiligen Wald des Dorfes in die traditionellen Geheimnisse ihres Volkes eingeweiht.

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Die Landeshauptstadt Ziguinchor mit ihren ca. 200.000 Einwohnern gilt als die afrikanischste Stadt des Senegals.
Verträumt liegt sie im Landesinneren am südlichen Ufer des Casamance-Flusses, doch der erste Eindruck trübt:
Auch Ziguinchor schläft, genauso wie die anderen Städte des Landes, anscheinend nie, denn irgendwo ist immer ein Konzert, eine Hochzeit, ein Fest bis weit in die frühen Morgenstunden hinein.

Bignona, Kolda und Velingara heißen die nächstgrößeren Städte, doch für den Reisenden sind magische Plätze wie Point St. George oder die liebenswerte Ile de Karabane, die Insel, auf der die Europäer als erstes ihren Fuß gesetzt haben, von größerer Anziehungskraft.
Oussouye im Zentrum der Basse Casamance beherbergt den Sitz des Königs, eines Königs, der keinerlei Reichtümer noch Privilegien besitzt, dafür seinem Volk in spiritueller und traditioneller Weise dient.



Abene und Kafountine im Norden der Region haben mit ihren traumhaften kilometerlangen Stränden viele alternativ lebende Europäer angezogen, die sich in diesen Orten niedergelassen haben und den dortigen sehr sanften Tourismus mit ihren kleinen Campements und Restaurants angekurbelt haben.

Bis auf die wenigen Jahre, in denen der Tourismus aufgrund der Kämpfe zwischen Rebellen und Armee stark zurückging, ist die Casamance für ihren nachhaltigen Tourismus bekannt und beliebt.
Ihre „Campements villegois“, für Individualreisende liebevoll hergerichtete kleine Herbergen auf den Dörfern, die von der Dorfgemeinschaft betrieben werden und deren Einkünfte ausschließlich dem Dorfe zugute kommt, sind wohl einzigartig in Afrika.

Doch der Hauptort des Tourismus ist eindeutig Cap Skirring.

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